A.C.A.B.

Ein äußerst interessantes obiter dictum hat der 1. Strafsenat des OLG Stuttgart im Juli gesprochen (Aktenzeichen: 1 Ss 329/08), als er über die Revision eines 18-jährigen Krankenpflegerschülers (die Berufsbezeichnung ist wie so oft im Strafprozeß vollkommen irrelevant ganz wichtig) zu entscheiden hatte, der eine Entscheidung des Amtsgericht Waiblingen angegriffen hatte. Der Revisionsführer monierte mit Blick auf die grundgesetzlich geschützte Meinungsfreiheit, dass er einen Polizeibeamten sehr wohl als "bastard" bezeichnen dürfen, genauer: er habe auf einen Polizisten zeigen und rufen dürfen "all cops are bastards".

Das OLG Stuttgart hat zwar die Revision verworfen, gleichzeitig aber die Gelegenheit beim Schopfe gepackt und via rechtlichen Hinweis ausgeführt, dass der Beleidigungstatbestand wohl aufgrund einer nicht ausreichend konkretisierten sog. Kollektivbezeichnung zu verneinen sein wird, wenn die Abkürzung A.C.A.B. dieses - auch und vor allem in der Fußballszene weit verbreiteten - Ausrufes benutzt wird, zum Beispiel als Aufdruck eines T-Shirts.

Über den Hintergrund dieses - in vorliegendem Fall überflüssigen - Hinweises läßt sich nur spekulieren, aber aus Stuttgarter Justizkreisen wird vernommen, die Ausführungen des Senats hingen mit einem jüngeren Berufungsurteil der 38. Kleinen Strafkammer des Landgericht Stuttgart (Aktenzeichen: 38 Ns 25 Js 34332/05) zusammen, in dem die Rechtsansicht des Strafrichters beim Amtsgericht Stuttgart (Aktenzeichen: 12 Ds 25 Js 34332/05) als rechtlich nicht haltbar zurückgewiesen wurde. Der Amtsrichter war der Ansicht, dass ein auf der Rückseite einer Jacke befindlicher Aufnäher mit den in altdeutscher Schrift geschriebenen Buchstaben „A.C.A.B" alle Polizeibeamten, die sich in unmittelbarer Nähe (in seinemFall am Treppenaufgang einer Haltestelle) des Angeklagten befunden hätten, mit der inhaltlich herabsetzenden Bedeutung dieses Slogans beleidigt werden würden.

Demgegenüber führten die Berufungsrichter lapidar aus:
"Es handelte sich hier vorliegend der Form nach um eine Kollektivbeleidigung, wobei jedoch der fragliche Personenkreis der zu Beleidigenden, nämlich alle Polizisten auf der Welt, so groß ist, dass sich die ehrenrührige Äußerung in der Masse verliert und den Einzelnen nicht mehr erreicht. Unter diesen Umständen liegt eine strafbare Kollektivbeleidigung nicht vor." Der Angeklagten wurde folgerichtig hinsichtlich dieses Anklagepunktes freigesprochen.

Somit müssen sich die Mitglieder der deutschen Ultrà-Szene endlich nicht mehr fragen lassen, warum sie "Acht Cola Acht Bier" oder aber "All Colours Are Beautiful" auf ihren Shirts oder Doppelhalter stehen haben.



/// gehört wird: BAD BOYS OF THE ARALTANKE, Es Is Schee Beim SVD ///

Fankultur?

Ein erfreulich offen und - so weit beurteilbar - ehrliches Gespräch über Ziele, Zweite Mannschaften und Zweifel im Falle Anicic führte das Internetteam des SV 98 mit Sport-Manager Tom Eilers vor dem ersten Pflichtspiel in der neuen Saison am Sonntag gegen den - alter GB-Gag des (meine ich zumindest) Herrn K. - SV Geburtsschmerz.

Ein kleinbißchen weniger Understatement hätte aber schon sein dürfen:
"Weil der SV Wehen in den letzten Jahren eine Entwicklung genommen hat, von der wir nur träumen können und wir vielleicht mit Ausnahme der Fankultur in allen Belangen Lichtjahre von den dortigen Möglichkeiten entfernt sind, gibt es keine realistische Chance auf ein Weiterkommen."
Vielleicht.



/// gehört wird: INFADLES, Murder That Sound ///

D´accord

"Ich finde es nicht richtig, dass Spieler in ein EM-Finale gehen, das Endspiel verlieren, und sich dann auf der Berliner Fanmeile feiern lassen, als hätten sie das Spiel gewonnen."

- Matthias Sammer, Sportdirektor des Deutschen Fußball-Bund.



/// gehört wird: JAMIROQUAI, Alright (Fred Falke And Alan Braxe Dub) ///

Herausragend

Eintausenddreihundertundvierundzwanzig Tage Darmstadt.

Wenn in diesen Tagen Sascha Rittel seinen Ausstand im Fanprojekt Darmstadt gibt, geht eine Ära zu Ende. Nicht wegen bloßer Zahlen wie zum Beispiel vier Spielzeiten, die er mit dem SV 98 erlebte oder den oben genannten Tagen, die er in Darmstadt verbrachte, in der Stadt, die er mittlerweile als Heimat bezeichnet und in der sein "Kiez", das Martinsviertel, liegt. Nein. Eine Ära deswegen, weil Sascha in diesem Zeitraum Werte geschaffen, Maßstäbe gesetzt und Pfade eingeschlagen hat, für die Andere - wenn sie es überhaupt annähernd schaffen - Jahrzehnte brauchen.

Der erste Einsatz führte ihn im Januar 2005 nach Düsseldorf, wo ein sogenanntes Freundschaftsspiel der Lilien angesetzt war und er von seinem genauso kongenial wie manches Mal chaotischen Partner Schneekönig in die Darmstädter Szene "eingeführt" werden sollte. Es wurde eine grandios chaotische Busfahrt und Sascha fragte sich insgeheim, ob er das wirklich machen sollte - Leiter des Fanprojekts in Darmstadt. Denn Darmstadts Fanszene lebt tendenziell grundsätzlich in der Vergangenheit und ist (daher) über die Maßen von sich selbst überzeugt. Das bedeutet, dass ein Trierer, der in Darmstadt das Fanprojekt leiten soll, in den meisten Fällen keineswegs mit offenen Armen empfangen wurde, sondern zurückhaltend (freundlich formuliert) bis ablehnend (realistisch betrachtet). Wir sind Darmstadt, die Partisanen, wer bist Du? Davon nehme ich mich nicht aus. Unsere erste (zumindest mir) bewußte Begegnung datiert vom 1. April 2005. Ortstermin München, Städtisches Stadion an der Grünwalder Straße. Auch von uns wurde Sascha nicht wirklich willkommen geheißen, so wie ein Partner der Fans und Streiter für ihre Interessen eigentlich willkommen geheißen werden sollte.

Sascha Rittel ließ sich davon nicht beeindrucken. Das Misstrauen, das ein Großteil der Fanszene (auch und gerade die "Stadionverbotsler", die normalerweise die Ersten sein müssten, die versuchen solten, ihn als Wahrer der Faninteressen für sich zu gewinnen) ihm entgegenbrachte, war die erste Mauer, die er zum Einstürzen brachte. Es folgten weitere.

Sascha Rittel hat es geschafft, das Fanprojekt Darmstadt (drittelfinanziert von Stadt, Land und DFB) aus dem Stand zu einem der populärsten Jugendhäuser in Darmstadt zu machen. Durch den Meilenstein, eigene Räumlichkeiten anzumieten, zu renovieren und hier eine Anlaufstelle für Fans vor allem im jugendlichen Alter zu schaffen, wurde dieser Zielgruppe die Möglichkeiten gegeben, Fahrten zu planen, Transparente und Banner zu malen, Trommeln und ähnliches Gut unter der Woche unterzustellen und nicht zuletzt einen Ort aufsuchen zu können, an dem man seine Freunde trifft. Neben sozialpädagogischer Arbeit und Beratung in Schulfragen, bei Problemen mit der Justiz oder in der Familie, etablierte Sascha - der die Leitung nach einer Vakanz von dem viel zu früh verstorbenen Andreas Gompf übernahm - das Fanprojekt als ernsthaften und gefragten Gesprächspartner von Polizei, Presse und (neuerdings) Verein.

"Neuerdings" deswegen, weil erst seit dem Amtsantritt von Hans Kessler von einer konstruktiven und vertrauensvollen Zusammenarbeit zwischen dem SV 98 und dem Fanprojekt gesprochen werden kann. Die Vorgänger legten eher Wert darauf, der vom Verein unabhängigen und demgemäß auch kritischen Institution Fanprojekt fortlaufend Steine in den Weg zu legen oder über lancierte Gerüchte an die Presse die Arbeit von Sascha und Schnee in ein schlechtes Licht zu rücken. Es gelang ihnen nicht. Nichts desto trotz hat sich auch unter dem neuen Präsidium nicht alles zum Positiven gewandelt. Eine offizielle Verabschiedung des Mannes, der fast vier Jahre so engagiert für die Fans und den SV 98 kämpfte, wurde verpasst. Das hat ihn getroffen.

Es ist auch der Verdienst von Sascha Rittel, dass sich mit der Jugend- und der Mädelsgruppierung (für die spezifische Fahrten und Sprechstunden eingerichtet wurden) der Ultras nicht das leidliche Phänomen anderer abgerutschter Traditionsvereine wiederholt, denen eine Fanszene unterhalb von 20 Jahren komplett weggebrochen ist. Es ist ebenfalls auch der Verdienst von Sascha Rittel, dass in Darmstadts Szene im Gegensatz zu vielen anderen Städten eine tiefgehende politische Sensibilisierung stattgefunden hat, die letztlich Ausmaße angenommen hat (hier geht es nicht nur um die alljährlich Fahrt zum internationalen Fußballturnier Mondiali Antirazzisti in Italien, sondern um Plakate, Konzerte, Vorträge), die deutschlandweit Vorbildfunktion haben dürfte - auch wenn die Penetranz dem ein oder anderen sicher ein Stück zu weit geht.

Unterstützt wurde Sascha Rittel in dieser Zeit vor allem vom Träger des Fanprojekts, dem Internationalen Bund, natürlich auch von Schneekönig und den meisten Praktikanten und auch auf die städtischen Behörden war meist Verlass. Ist es nun Ironie des Schicksals, dass jetzt, da er Ende des Monats ausscheidet, das Land Hessen (und die Stadt Darmstadt) aufgrund des noch laufenden Insolvenzantrags des SV Darmstadt 98 keine Finanzierungszusage für die nächste Saison gegeben haben und somit eine sozialpädagogische Betreuung, die durch einen Nachfolger gewährleistet werden sollte, der nun nicht eingestellt werden kann, nicht möglich sein wird? Zukunft ungewiss. An dieser Anlegenheit läßt sich examplarisch der Druck ablesen, unter dem der Leiter des Fanprojekts in Darmstadt fortwährend stand und steht: die permanente Unwissenheit, ob und wie es weitergeht, die durch die komplizierten Entscheidungswege in Behörden (Hessisches Ministerium des Innern, Stadt Darmstadt) befördert wird.

Die Arbeit, die Sascha Rittel in Darmstadt geleistet hat und seine Person sind deutschlandweit auf ungeteilte Anerkennung und viel Wohlwollen gestoßen. Durch den Weggang von ihm verliert auch der Verein SV 98 eine Persönlichkeit, die in der Fußball-, Fan- und Fanprojektszene in Deutschland vernetzt war wie wenige. Engagements für den DFB bei Länderspielen in Londen, Prag und Cardiff sowie der WM 06 und der EM 08 und Dozententätigkeiten bestätigen das. Dass ihm von Seiten des Vereins eine ähnliche Wertschätzung nicht entgegengebracht wurde, stört Sascha vielleicht ein bißchen; trifft ihn aber nicht allzu sehr, denn die Menschen, die ihm in der täglichen Arbeit, bei allen Spielen, in den Fantreffs, bei Behördengängen, bei der Kommunikation mit der Polizei oder auch auf "seinem Kiez" kennen und schätzengelernt haben, diese Menschen haben verstanden, dass uns ein Guter verläßt.
Ein Mann, der in dieser kurzen Zeit ein Heiner geworden ist.
Ein Mann, der eine - jetzt, wo er endlich "privat zum Fußball gehen kann" (in den letzten Wochen eine seiner Lieblingswendungen) - glühende Lilie geworden ist.

Mach et jot, mein Lieber!

sascha



/// gehört wird: OASIS, Don´t Look Back In Anger ///

"Euphemistisch" wäre euphemistisch

Er berät wieder!

Böswillige könnten nun sagen "Da hat er bei der SPD ja viel zu tun!", aber die "Arbeitsgemeinschaft der Selbständigen in der SPD" (kurz: AGS) ist streng genommen eine "parteioffene" Mittelstandsvertretung (so zumindest die Selbstbeschreibung), sitzt aber trotzdem in der Berliner Parteizentrale, dem Willy-Brandt-Haus.

Uwe Wiesinger jedenfalls, der schon lange nicht mehr in seinem ehemaligen Königreich an der Nieder-Ramstädter-Straße gesehen wurde und gegen den die Staatsanwaltschaft Darmstadt immer noch ein Ermittlungsverfahren führt, dieser Uwe Wiesinger ist nun "Beratendes Vorstandsmitglied" (übrigens genau wie Dagmar Metzger) der Darmstädter Untergliederung eben jener AGS.

Und da jeder Berater so sein Spezialgebiet hat, ist interessant zu sehen, auf welchen Feldern Uwe Wiesinger laut Selbstinformation seine Schwerpunkte innerhalb der AGS Darmstadt gelegt hat:

spd-uwe


"Steuervereinfachungen". Ein durchaus interessanter Terminus, gerade im Hinblick auf die Ereignisse der letzten Monate rund um den SV 98.

Bei diesen Berater sei dem Mittelstand - zumindest dem, der sich in der SPD zusammengeschlossen hat - eine güldene Zukunft prognostiziert!



/// gehört wird: JEANS TEAM, Das Zelt ///

Neuzugänge gesucht!

eilers

Nachdem bislang mehr Abgänge als Neuverpflichtungen feststehen: Vielleicht sind die EM-Teilnehmer doch nicht finanzierbar für den SV 98?

Sport-Manager Eilers (intern wegen der Anzahl bezahlter besuchter Spiele auch als "Euro-Eilers" bekannt) bei Deutschland-Kroatien in Klagenfurt am 12. Juni 2008.

Gesehen auf Fanguide Euro 2008.



/// gehört wird: BEN HARPER, Morning Yearning ///

Chóśebuz

Der kicker spekuliert in der aktuellen Ausgabe mal wieder, wie sich die neuen Regionalligen zusammensetzen könnten. Hierbei spielen - angeblich - viele Unbekannte eine Rolle: Die zweiten Mannschaften der Profiligisten sollen einigermaßen gerecht auf die drei Staffeln verteilt werden, die Landesverbände sollen nicht auseinandergerissen werden und zuletzt sollen attraktive Derbys ermöglicht werden. Dieses Mal in der Lotterie bezüglich der Süd-Liga: Rheinland-Pfalz und Brandenburg. Brandenburg? Ja!
Die zweite Mannschaft von Energie Cottbus soll ein ernsthafter Kandidat für die neue Südstaffel sein. Und dafür spielen Worms, Kaiserslautern II und Oggersheim im Westen mit, unter anderem also gegen die Sportfreunde Lotte.

cottbus3



/// gehört wird: CALVIN HARRIS, Acceptable in the 80s ///

Ewig Gestriger

hkalweit
Bild: Echo Online


Man kann nicht sagen, Hans-Jürgen Kalweit würde aufgeben. Seine alte Seilschaft im Stich lassen, auch wenn es mal nicht glänzend läuft. Treu ergeben dem vormaligen König vom Böllenfalltor, zeigt er in der heutigen Ausgabe der Zeitung vom Ort in einem "Einwurf", der sich mit der Rolle des Hans Kessler im Allgemeinen und dem (aufgrund nicht erfüllbarer Bedingungen) Schein-Angebot des Ulrich Störer Ströher im Speziellen befasst, ein weiteres Mal ein kapitales Ausmaß an Realitätsverweigerung und Faktenunkenntnis, dieses Mal angereichert mit einem verleumderischen Element:

"So ganz lösen mochte sich die Führung nicht, um einen tatsächlichen Schlussstrich unter die Vergangenheit zu ziehen. Ein Investor bot sich an, dem SV98 derart aus der Patsche zu helfen, die dem Verein eine solch glänzende Zukunft ermöglichen würde, die er seit vielen, vielen Jahren nicht mehr hatte. Doch der Investor stellte die Schlussstrich-Bedingung. Dies wiederum gefällt dem Präsidium nicht. Investor ja, aber nicht mit dieser Bedingung. Möglich, dass Kessler einen Trumpf im Ärmel hat, auch wenn er dies verneint. Wenn aber nicht: Ist dann die Ablehnung nicht sogar vereinsschädigendes Verhalten?"




/// gehört wird: CLIENT, Rock´n Roll Machine ///

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