Knapp vier Monate ist
Hans Kessler nun Präsident beim SV 98. So lange hat es
immerhin gedauert bis die ersten ewig Gestrigen aus ihren Löchern kamen, um meist versteckt
nämlich dann, wenn sie noch beim Verein in Amt und Würden sind aber auch offen, gegen den neuen Mann an der Spitze schießen. Meist unterschwellig hört man dann, Kessler "lümmele sich selbstgefällig zwischen den Fans", oder es wird ihm seine Omnipräsenz und die Nicht-Präsenz der übrigen Präsidiumsmitglieder vorgeworfen, oder, so läßt sich im Verein vernehmen, man wisse nicht, wie die nächste Saison gestemmt werden solle, weil Kessler nicht zu Potte komme, oder aber es wird ihm die Absage des Trainingslagers vorgeworfen, wofür man das alte Präsidium "geköpft" hätte.
Es braut sich also wieder etwas zusammen und hier könnte es sich rächen, dass Kessler - im Gegensatz zu seinen Vorgängern - kein Verfechter einer Freund/Feind(oder hier besser: Oppo-zugehörig/
Ancien Régime-zugehörig)-Denkens ist. Kessler, der seine Vorgehensweise, zum Beispiel den abgewählten
und dafür wohl im Vergleich zu seiner Erfolglosigkeit auf allen Ebenen selbstbewusstesten (Vize-) Präsident der Vereinsgeschichte, Karlheinz Hahn auf den Neujahrsempfang beim Hauptsponsor einzuladen, obwohl
sein das Unternehmen "Öl Hahn" kein Sponsor des SV 98 mehr ist (Quelle:
offizielle Vereinshomepage), oder dem ehemaligen Internetbeauftragten des Vereins weiter das Vertrauen auszusprechen, trotz seiner äußerst fragwürdigen Rolle nicht nur im Jahre 2003, oder aber die verantwortliche Position in der Geschäftsstelle nicht umzubesetzen, der also genau diese Vorgehensweise immer damit begründet hat, dass stets das Wohl des Vereins und nicht persönliche Animositäten sein Handeln bestimmen, muss momentan mit ansehen, dass seine Schonzeit längst abgelaufen ist.
Denkbar ungünstig direkt nach Amtsantritt, aber aus der Sicht der entsprechenden Behörden logisch, sieht er sich als gesetzlicher Vertreter des SV 98 sofort Ermittlungen entgegen und steht in Verhandlungen mit der Steuerfahndung, der Staatsanwaltschaft, den Sozialkassen und der Berufsgenossenschaft. Den Anfangsverdacht, den Steuerfahndung und Staatsanwaltschaft bejahten, hat nicht er zu veranworten, sondern seine Vorgänger. Dementsprechend liest sich auch die Liste der Beschuldigten, die einen amtierenden Vizepräsident
und seine Frau? genauso führt, wie (zumindest noch) den ehemaligen Sportlichen Leiter und den Mann, der am Ende seiner Laufzeit den unsäglichen Titel "Berater des Präsidiums" trug. Nichts desto trotz ist es Kessler, dem nun vorgehalten wird, es würden keine neuen Sponsoren unterschreiben. Das ist zum Einen falsch, weil erst nach seinem Amtsantritt bisherige Premiumsponsoren ihr Weitermachen signalisierten (und die Raten überwiesen) oder aber gar komplett wieder neu einstiegen. Und zum Anderen nicht redlich, denn es ist beispielsweise einer Kapitalgesellschaft, deren Anteilseigner Aktionäre sind, nur schwer zuzumuten, in einen Verein zu investieren, bei dem nicht sicher ist, ob es ihn in dieser Form in fünf Monaten noch gibt oder ob schon ein Insolvenzverfahren anhängig ist. Dieses Szenario ist so abwegig und undenkbar nämlich nicht. Daher handelt Kessler richtig, wenn er im Wege schonungsloser Offenheit den Behörden gegenüber versucht, eine "tatsächliche Verständigung" zu erreichen und so wenigstens die Steuerverfahren abschließen kann. Nicht Kessler, sondern seine Vorgänger haben diese Ermittlungen und die aus diesen Ermittlungen resultierenden Konsequenzen (meint: Zurückhaltung neuer Sponsoren) zu verantworten.
Spannend und für den Verein eminent wichtig wird es sein zu sehen, wie die in den Jahren 2003-2007 Handelnden ihre Verantwortlichkeit selbst einschätzen und ob sie bereit
und finanziell in der Lage sind, für den Schaden, der
eventuell sicher auf den Verein zukommen wird in Form von Nachzahlungen und Bußgeldern zumindest teilweise privat aufzukommen. Dass hier der Eine mehr Verantwortung trägt, weil er sich die Modelle (Übungsleiterpauschalen, Aufhebungsverträge vordatiert, Minijobs etc.) ausgedacht hat und der Andere weniger, weil er sie
nur gekannt und geduldet hat, ist klar. Aber dass der Verein auch zivilrechtlich durchaus (trotz Entlastung) Handhabe gegenüber ehemaligen Amtsträgern und deren Beratern hat, ist ebenso klar.
Die oben beispielhaft zitierten Vorwürfe kann ich Kessler nach mittlweile etwas mehr als hundert Tagen nicht machen, denn was an Volksnähe falsch sein soll, erschließt sich mir nicht; was angesichts der momentanen finanziell ungewissen Situation an der Absage des Trainingslagers falsch sein soll, ebenso wenig, zumal in der Oberliga ein Trainingslager auf Mallorca nicht den Regelfall darstellt; auch das Neu-Sponsoren-Argument zieht, wie beschrieben, keineswegs und dass die Planung für die nächste Saison dieses Mal mit noch heißerer Nadel als sonst gestrickt werden muss, dürfte angesichts der Summen, die wohl auf den Verein seitens verschiedener Behörden zukommen werden, verständlich sein.
In sportlicher Hinsicht dagegen laufen die Vorbereitungsspiele einigermaßen katastrophal, was aufgrund der jüngeren Vereinsgeschichte für den Verlauf der Rückrunde Hoffnung geben sollte. Für das von Vielen herbeigesehnte Spiel am 12. April in Francoforte ist aus Frankfurter Sicherheitskreisen zu hören, dass sowohl Riederwald als auch der Bornheimer Hang für nicht tauglich empfunden werden, so dass mit einem Gastspiel im Wald
herrstadion zu rechnen ist.
/// gehört wird: ARTIC MONKEYS, I Bet You Look Good On The Dancefloor ///
Achtundneunzig - 13. Feb, 14:44