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ZEIT: Stimmt all das nicht, was Martin Sperr in
Jagdszenen aus Niederbayern oder Oskar Maria Graf beschrieben haben: die Enge, die Ausgrenzung, das Niederknüppeln von Individualität?
Erwin Huber: Doch, diese Erfahrung habe ich schon gemacht. Allerdings bin ich schon in der Zeit des Übergangs groß geworden, Ende der fünfziger, Anfang der sechziger Jahre. Da kam der Bauernhof ans Stromnetz und auch das Fernsehen nach Niederbayern. Graf und Sperr schildern die strenge Hierachie der bäuerlichen Gesellschaft zu Recht,
und auch ich bin als Kind mal >>Bankert<< gerufen worden, wegen der sogenannten ungeklärten Familienverhältnisse. Aber ich wußte nicht, was das heißt, und habe eine Ausgegrenztheit nicht unmittelbar erlitten.
Aus: ZEIT Nr. 09/2007, S. 2
Achtundneunzig - 23. Feb, 18:32
Dr. jur.
Karl-Ludwig Kley (55) wird nach der Hauptversammlung des Darmstädter Pharma-und Chemiekonzerns
Merck KGaA am 27. April Michael Römer als Vorsitzenden der Geschäftsleitung ablösen.
Carsten Knop
zweifelt in der
FAZ daran, dass der ehemalige Lufthanseat und "überzeugte Kölner" Kley nach Darmstadt umzieht: Sein Fußballherz schlage "für den Kölner FC[sic!] und Bayer Leverkusen gleichermaßen."
Unumgängliche Fähigkeiten eines Top-Managers sollten, so denke ich, neben dem Gebrauch seines Verstandes (bei dieser Aussage schonmal ausgeschlossen) auch eine ausgepräfte Entscheidungskraft sein. Oder?
"Du kannst nicht zwei Pferde mit einem Hintern reiten."
-
Woody Allen
Achtundneunzig - 22. Feb, 22:55
Die aktuelle Ausgabe der
Zeit überschreibt den Hinweis auf eine im Blatt befindliche
Rezension der Levy-Komödie
"Mein Führer" (u.a. mit Helge Schneider) mit der Frage "Darf man über Hitler lachen?"
Darf man
diese Frage stellen?
Nachtrag: Warum
Helge nun mit dem Ergebnis nicht mehr so ganz zufrieden ist und was der
Vizepräsident des Zentralrates der Juden in Deutschland Fernsehstar Mann von Bärbel Schäfer,
Michel Friedman, dazu sagt, berichtet unter anderem die
Sächsische Zeitung.
Achtundneunzig - 6. Jan, 00:02
"Die Welt, Freund Govinda, ist nicht unvollkommen, oder auf einem langsamen Wege zur Vollkommenheit begriffen: nein, sie ist in jedem Augenblick vollkommen, alle Sünde trägt schon die Gnade in sich, alle kleinen Kinder haben schon den Greis in sich, alle Säuglinge den Tod, alle Sterbenden das ewige Leben. Es ist keinem Menschen möglich, vom anderen zu sehen, wie weit er auf seinem Wege sei, im Räuber und Würfelspieler wartet Buddha, im Brahmanen wartet der Räuber. Es gibt in der tiefen Meditation die Möglichkeit, die Zeit aufzuheben, alles gewesene, seiende und sein werdende Leben als gleichzeitig zu sehen, und da ist alles gut, alles vollkommen, alles ist Brahman. Darum scheint mir das, was ist, gut, es scheint mir Tod wie Leben, Sünde wie Heiligkeit, Klugheit wie Torheit, alles muß so sein, alles bedarf nur meiner Zustimmung, nur meiner Willigkeit, meines liebenden Einverständnisses, so ist es für mich gut, kann mich nur fördern, kann mir nie schaden. Ich habe an meinem Leibe und an meiner Seele erfahren, daß ich der Sünde sehr bedurfte, ich bedurfte der Wollust, des Strebens nach Gütern, der Eitelkeit und bedurfte der schmählichsten Verzweiflung, um das Widerstreben aufgeben zu lernen, um die Welt lieben zu lernen, um sie nicht mehr mit irgendeiner von mir gewünschten, von mir eingebildeten Welt zu vergleichen, einer von mir ausgedachten Art der Vollkommenheit, sondern sie so zu lassen, wie sie ist, und sie zu lieben, und ihr gerne anzugehören. - Dies, o Govinda, sind einige von den Gedanken, die mir in den Sinn gekommen sind."
- Hermann Hesse
Achtundneunzig - 1. Jan, 22:56
Stefan Hentschel (56) ist tot.
Der Mann, der durch eine
Sequenz einer Kiez-Reportage im
NDR im Herbst seines Lebens plötzlich bundesweit Berühmtheit erlangte, hat sich am Montag nacht in seinem Stammetablissement und -boxclub "Ritze" das Leben
genommen.
Er hat uns zum Lachen gebracht und er hat uns in
seiner Art seine Geschichte(n) und die des Kiez der 70er, 80er und 90er Jahre erzählt. Er gab uns Lesern immer so schön das Gefühl, ihn zu kennen - das war natürlich ein Trugschluss.
Achtundneunzig - 20. Dez, 10:04